#onkomm Barcamp Nummer 2
| Grundlagen der Netzkultur
„Herr Doktor, Sie müssen mir helfen!“
„Natürlich. Was kann ich für Sie tun?“
„Ich bekomme Panikattacken sobald ich sehe, dass der Akku meines Mobiltelefons fast leer ist oder ich nicht genügend Empfang habe, um Anrufe entgegenzunehmen. Seitdem ich ein Smartphone besitze, ist meine Konzentrationsfähigkeit stark gesunken und meine Freunde sind sauer auf mich, weil ich bei Treffen immerzu auf mein Handy schaue und gar nicht mehr richtig zuhöre. Ich bin total verzweifelt und weiß nicht weiter.“
„Hm – das ist ein ganz klarer Fall der No-Mobile-Phone-Phobia, kurz Nomophobie. Machen Sie sich keine Sorgen. Besuchen Sie am 6. November das Barcamp des Studiengangs „Onlinekommunikation“, am Mediencampus der Hochschule Darmstadt. An diesem Tag dreht sich in sechs Sessions alles um die „Grundlagen der Netzkultur“. In Raum 16/119 ist die „Digitalisierung der Gesellschaft“ das Thema. Dort erfahren Sie mehr über Ihre Krankheit und die Heilungschancen.“
„Da muss ich unbedingt dabei sein. Vielen Dank für Ihren Rat!“
So oder so ähnlich könnte sich doch das Patientengespräch mit einem Nomophobiker anhören, oder? Laut Wikipedia haben betroffene Menschen Angst davor, mobil nicht erreichbar zu sein. Entstanden ist der Begriff vor sechs Jahren in Groß-Britannien, wo 66 Prozent der Bürger unter der Krankheit leiden. In der Session zu den „Grundlagen der Netzkultur“ auf unserem #onkomm Barcamp Nummer 2 habe ich zum ersten Mal von dem Begriff gehört. Die zuständige Session-Gruppe hat sich auch gleich bereit erklärt, gegen das Phänomen anzugehen und den Hashtag #nonomophob ins Leben gerufen. Eine tolle Idee, denn in unserer heutigen Gesellschaft gibt es immer mehr Menschen, die abhängig von ihren Smartphones sind und gar nicht mehr am realen Geschehen teilnehmen, weil sie zu sehr in ihrer Onlinewelt leben. So ist z.B. der neueste „Post“ des virtuellen Freundes wichtiger als das, was die Person gegenüber gerade erzählt.
Wir sollten den Kopf nicht so häufig senken und den Blick stattdessen öfter auf unser direktes Umfeld richten. Vielleicht hilft es sogar, sich in gewissen Situationen einfach mal ein Smartphone-Verbot zu erteilen. Ein „Phubbing Turm“ ist ein spielerischer Anfang dafür. Bei dieser Methode legen alle Personen bei einem Zusammentreffen ihre stummgeschalteten Handys auf einen Stapel und konzentrieren sich nur noch auf die tatsächlich Anwesenden. Das unhöfliche „Phubbing“, also das bewusste, durch das „Phone“ verursachte, abgelenkt sein (snubbing) ist somit ausgeschlossen.
In der Diskussionsrunde haben wir Session-Teilnehmer dann auch festgestellt, dass viele Menschen sich in unserer schnelllebigen „Online-Gesellschaft“ nach mehr „Offline-Zeit“ sehnen. Das Handy einfach mal auszuschalten, ist also genau die richtige Medizin gegen die Sucht nach dem Mobilsein.